Auto oder öffentlicher Verkehr?
Über eine Stunde sind Österreicher/innen täglich unterwegs. Wie wählen sie die Verkehrsmittel aus? Stefanie Peer vom Institute for Multi-Level Governance and Development untersuchte, wie sich die Bewertung der Reisezeit nach Verkehrsmittel (Auto, Bahn, öffentlicher Verkehr/Nahverkehr, Fahrrad, zu Fuß), Zeitdimension (kurz- bzw. langfristig) und Personengruppe unterscheidet. Dabei zeigte sich, dass Österreicher/innen eher für die Verkürzung der Reisezeit im Auto zu zahlen bereit sind als für die Verkürzung der Reisezeit im öffentlichen Verkehr.
Bestimmt das Fahrverhalten die Versicherungssumme?
Rund 13.900 Kilometer werden in Österreich durchschnittlich pro Jahr mit dem Auto zurückgelegt. Je nach Fahrer/innen/profil bieten Versicherungen eine Vielzahl unterschiedlicher Versicherungsverträge. Alexander Mürmann (Department of Finance, Accounting and Statistics) analysierte die Auswirkung des Fahrverhaltens auf das Unfallrisiko und die Wahl des Versicherungsvertrags. Er fand heraus, dass häufiges Fahren das Unfallrisiko erhöht. Die Autofahrer/innen wählen ihren Versicherungsvertrag jedoch unabhängig von ihrem Fahrverhalten und der eigenen Risikobereitschaft.
Wie entwickeln wir Besitzgefühle?
Bereits im Kleinkindalter entwickeln wir Besitzgefühle. Dabei geht es nicht um rechtlichen Besitz, sondern um psychologischen Besitz, der sich hinter dem Wörtchen „meins“ verbirgt. Bernadette Kamleitner (Institute for Marketing & Consumer Research) beschäftigte sich mit der Frage, wodurch und wofür wir Besitzgefühle entwickeln. Es zeigte sich, dass Menschen vor allem für jene Produkte Besitzgefühle entwickeln, die ergonomisch gut passen. Diese sind nämlich besonders gut kontrollierbar.
Handelt die interne Revision immer objektiv?
Anne d’Arcy (Institut für Corporate Governance) untersuchte in einem Projekt, wie das Entscheidungsverhalten von internen Revisor/inn/en beeinflusst wird, wenn sie sowohl an das Management als auch an den Aufsichtsrat berichten und von den beiden Instanzen vorab unterschiedliche Ziele artikuliert werden. Dabei zeigte sich: Die Vorabkommunikation an interne Revisor/inn/en spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Beurteilung von Prozessen geht.
Richtig spenden – aber wie?
Naturkatastrophen ziehen oftmals massive humanitäre Notlagen nach sich und erfordern rasche Hilfeleistung durch Organisationen. Private Spender/innen werden besonders bei konkreten, anlassbezogenen Spendenaufrufen aktiv. Dass anlass- und zweckgebundenes Spenden nicht nur positiv ist, zeigen Studien von Tina Wakolbinger (Institut für Transportwirtschaft und Logistik). Besonders bei Katastrophen, die großes mediales Interesse erregen, werden immer wieder zu viele zweckgebundene Spenden gesammelt, die zur Belastung werden können, wenn sie nicht umgewidmet werden dürfen.
Was tun für mehr Frauen in Führungsetagen?
Frauen sind in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. In Österreich liegt ihr Anteil in den Vorständen börsennotierter Unternehmen derzeit bei 4,9 Prozent. Heike Mensi-Klarbach vom Institute for Gender and Diversity in Organizations erforschte, welche Maßnahmen dazu beitragen können, dass Frauen in der Geschäftsleitung und im Aufsichtsrat häufiger vertreten sind. Wie die Studie zeigt, wirkt freiwillige Selbstregulierung ohne zusätzlichen Druck in Österreich nicht. Durch die glaubwürdige Androhung einer gesetzlichen Quote konnte jedoch ein Anstieg der Zahl von Frauen in Führungspositionen erreicht werden.
Birgt ein Wechsel des Unternehmenssitzes Gefahren?
Steuervorteile, höhere Ausschüttungen an die Gesellschaft – der Wechsel des Satzungssitzes eines Unternehmens kann viele Vorteile mit sich bringen. Nicht selten wirkt sich der Wechsel allerdings nachteilig für die Minderheitsgesellschafter/innen aus. Martin Winner (Institut für Unternehmensrecht) und eine internationale Expert/innen/gruppe identifizierten Gesetzeslücken und Gefahren für Minderheitsgesellschafter/innen. Sie kamen zu der Erkenntnis, dass den Gesellschafter/inne/n zu ihrem Schutz bei einem Satzungssitzwechsel das Recht eingeräumt werden sollte, die Gesellschaft mit einer fairen Abfindung zu verlassen.
Wie werden Abteilungsleiter/innen zu Talentscouts?
Mitarbeiter/innen sind die Basis jedes Unternehmenserfolgs. Eine Schlüsselrolle im Erkennen von Talenten nehmen die Abteilungsleiter/innen ein. Diese Aufgabe können sie allerdings nur erfüllen, wenn sie ihre Mitarbeiter/innen wirklich ihren Leistungen entsprechend beurteilen. Isabella Grabner vom Institut für Unternehmensführung zeigte in einer Studie, dass die Leistungsbeurteilungen differenzierter ausfallen, wenn den Abteilungsleiter/inne/n Karriereschritte in Aussicht gestellt werden.
Wie funktioniert CETA?
Rund 1.600 Seiten umfasst das Handelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada. Es hat zum Ziel, das bestehende Welthandelsrecht weiterzuentwickeln, den Handel mit Waren und Dienstleistungen sowie gegenseitige Investitionen zu fördern und die Wirtschaftsbeziehungen zu stärken. Erich Vranes (Institut für Europarecht und Internationales Recht) erforschte, welche rechtlichen Fragen sich bei der Anwendung ergeben. Für zukünftige Abkommen empfiehlt er mehr Transparenz bei der Verhandlung und eine bessere Information der nationalen Parlamente. Vertragskapitel, die dem Ausgleich zwischen wirtschaftlichen und nicht wirtschaftlichen Interessen wie Umweltschutz gewidmet sind, sollten rechtlich verbindlicher gestaltet werden.
Welche Auswirkungen hat Protektionismus?
Die Weltwirtschaftskrise der 1920er- und 1930er-Jahre war das einschneidendste wirtschaftliche Ereignis des 20. Jahrhunderts: Die Weltproduktion und der Welthandel sanken dramatisch. Welchen Anteil die sich verändernde Zollpolitik Großbritanniens daran hatte und was wir heute, in Zeiten des Brexits, daraus lernen können, steht im Fokus der Forschung von Markus Lampe (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte). Seine Ergebnisse machen deutlich, wie stark die Auswirkungen sein können, wenn multilateraler Handel und gleiche Marktzugangschancen nicht mehr gewährleistet werden.
Beeinflusst die Wortwahl der EZB den Finanzmarkt?
Die Europäische Zentralbank (EZB) legt 8-mal im Jahr den Leitzins fest und verkündet ihn in einer Presseaussendung und einer anschließenden Pressekonferenz. Eine Studie von Christian Wagner vom Institute for Finance, Banking and Insurance zeigt, dass sich dabei nicht nur der Leitzins per se, sondern auch die Art und Weise der Kommunikation der EZB auf den Finanzmarkt auswirkt. Ein optimistischerer Ton der EZB ist ein Indikator für günstigere wirtschaftliche Entwicklungen.
Wie bewertet man Kreditwürdigkeit?
Bonitätsbewertungen sind für Kreditvergaben unumgänglich. Doch der Dschungel von Bewertungsschemata ist dicht. Kurt Hornik (Institute for Statistics and Mathematics) erforscht, wie sich viele unterschiedliche Bewertungen zu einem konsensualen Ergebnis zusammenfügen lassen. Ein von ihm gemeinsam mit Kolleg/inn/en entwickeltes Modell liefert seit Jahren die Grundlage für eine der zentralen geldpolitischen Maßnahmen im Eurosystem.